Ich habe keine guten Erinnerungen an große Kinosäle. Alles von pöbelndem, nach Bier stinkendem Mob bis hin zu Labertaschen, die scheinbar per richterlicher Anordnung verpflichtet sind, alles, was sie in ihren Köpfen herumtragen, beim Kinobesuch zu offenbaren. Andererseits habe ich mich auch wirklich aufs Kino gefreut, weil es eben doch etwas Besonderes ist. Man sitzt bequem, der Sound ist gut (und man muss nicht an die Nachbarn denken) - und das wichtigste: Ich konnte was erkennen! Gemischte Gefühle...
Also habe ich mich nach mehrmonatiger Kino-Abstinenz (ich zähle etwa ein halbes Jahr) mit Melli wieder mal ins CineMaxx getraut. Zunächst stand "Be Cool" auf der Liste der möglichen, cineastischen Leckerbissen. Eine kurze Visite bei IMDB brachte Ernüchterung und Gewissheit: den FIlm nicht im Kino. Also haben wir weitergestöbert, bis ich vor lauter Verzweiflung doch noch den Film in der Liste auf der Kino-Webseite angeklickt habe, der mir anfangs am wenigsten vielversprechend aussah. Auch hier wollte ich zunächst quer durch die IMDB-Kritiken und -Bewertungen stöbern, bevor ich mich entscheide. Die Rezensionen hier waren durchweg gut bis sehr gut, mit einigen Ausnahmen, die dem Film wohl unter anderem anlasten, dass er ein (mäßig gelungenes) Remake ist. Aber so ist das mit den Remakes: Wer das Original nicht kennt, ist nicht unbedingt schlechter dran. Das ist vielleicht ohnehin eine nette Taktik, erst das Remake anzusehen und dann das (allgemein als besser eingestufte) Original. So hat man wahrscheinlich zweimal was davon.
Wie dem auch sei, kurzentschlossen machten wir uns auf den Weg ins Kino. Wir kamen pünktlich zu den Vorschaufilmchen und fanden uns in einem angenehm überraschend leeren Kinosaal. Der Film fällt wohl eher in die Special-Interest-Kategorie... Gute Plätze waren durch die Karten ausgewiesen und wir machten uns an die Verzehrung der erstandenen Köstlichkeiten, während der Beginn des Films näher rückte.
Mein Kinogenuss begann schon mit einer für sich genommenen Kleinigkeit, den hereinfliegenden Paramount-Sternen. Diese Studio-Intro ist nach der normalen Universal-Intro meine Lieblings-Filmeröffnung. Mit den bombastischen Blechbläsern fängt mich Universal schon während ihrer "Der ist von uns"-Szene völlig ein - als ob nur für mich vorgeführt wird.
Der Hauptfilm nun überzeugte mich in vielen Belangen. Sicher, als Liebhaber sehr anspruchsvoller Filme mit ordentlich Tiefgang und Mehrsehwert könnte ich einiges aussetzen, etwa, dass manche Übergänge etwas abrupt waren - das generelle Problem heutiger "Blockbuster": Man nimmt sich einfach nicht mehr die eigentich nötige Zeit... Und doch war die Story glaubwürdig und das gleiche gilt für die Charaktere. Zum Teil war die Stimmung in den Straßen dieser kalifornischen Städte recht beklemmend, diverse Gründe, warum ich nicht in den Staaten wohnen will.
Aber der Punkt, warum mir dieser Film gefallen hat, ist der proklamierte Idealismus - der gleiche Grund, warum mir Serien wie JAG gefallen. Da gibt es Leute mit ehernen Prinzipien, die sie laut in die Welt hinaustragen und die ihr Handeln an jedem Punkt bestimmen. Zum Beispiel tritt der neue Coach seinen Spielern von der ersten Minute an mit Respekt gegenüber und verlangt das Gleiche auch von ihnen. Das bedingungslose Festhalten an kostbaren Werten ist einfach Balsam für meine Seele. Ganz oder gar nicht. In den zwei Stunden im Kinosaal fühlte ich mich "warm und trocken".
Von mir also eine Empfehlung: Coach Carter ist sehenswert, obwohl es um Basketball geht. Aber eigentlich stimmt das ja nicht. Eigentlich geht es in dem Film um etwas anderes.